Von Laura Walton

DU: „Ich lerne tauchen“

SIE: „Wow, dann kannst du bestimmt richtig lange die Luft anhalten!“

DU: „Eigentlich nicht. Denn die erste Regel beim Tauchen ist, dass man nie die Luft anhalten darf.“

Schon mal gehört? Unter Nicht-Tauchern ist es ein weit verbreitetes Missverständnis, dass beim Tauchen die Atmung irgendwie eingeschränkt sein muss. Aber Taucher wissen, dass man unter Wasser ganz einfach atmen kann,  manchmal sogar noch besser als an der Oberfläche! Denn die Entwicklung effektiver Atemgewohnheiten ist ein grundlegender Aspekt des Tauchens. Und von Wasser umgeben zu sein, ist dabei auf merkwürdige Art und Weise besonders hilfreich.

Breathing and diving

Das Atmen vergessen

Wenn man entspannt ist, dann atmet man auf natürliche Art und Weise langsam und tief. Wenn man gestresst ist, dann kann die Atmung schnell und flach werden. Eine schnellere Atmung kann wichtig sein: Wenn man herausgefordert ist, dann reagiert der Körper durch eine Beschleunigung der Herzfrequenz und der Atmung, damit der Körper sich mit Sauerstoff füllt und hart arbeiten kann. Entspannung ist jedoch genauso wichtig, denn dann erholt sich der Körper. Über Wasser kreisen unsere Gedanken manchmal ständig um Belastungen und Sorgen. Unter chronischem Stress bleibt man manchmal bei schlechten Atemgewohnheiten stecken und hat nicht genügend Gelegenheiten, richtig zu atmen.

Diese Verbindung zwischen Atmung und Emotionen kann man ausnutzen, indem man auf seine Atmung achtet und gesunde Atemgewohnheiten lernt. Die richtige Atmung lindert Stress.

Tauchen erinnert uns daran, wie man richtig atmet  

Wenn man tauchen lernt, dann stellt man schnell fest, wie wichtig es ist, die eigene Atmung zu kontrollieren. Wenn man nicht die Luft aus den Lungen lässt, wird es schwierig abzutauchen. Sobald man dann einmal unter Wasser ist, kann man beobachten, wie sich der Körper mit der Atmung nach oben und unten bewegt. Und, wenn man nicht aufpasst, dann kann ein großer Atemzug zu einem unerwarteten Aufstieg führen!  Wenn man zu schnell atmet oder zu schnell schwimmt, kann Stress aufkommen. Und wenn man gestresst oder aufgeregt ist, dann verbraucht man mehr Luft. Unter Wasser kann man die Atmung sogar sehen, nämlich dank der Blasen, die man ausatmet!

Mehr über die richtigen Atemtechniken kannst du im PADI Yoga Diver Kurs lernen. Oder du machst einen PADI Peak Performance Buoyancy Kurs, um mehr daüber zu lernen, wie du deinen Atem kontrollieren kannst.

Breathing and Diving - breathing

Tief einatmen

Beim Tauchen atmet man langsam und tief. So zu atmen ist besser für den Luftverbrauch, da der Gasaustausch effizienter ist, wenn die Luft langsam in die Lungen hinein gesogen und ebenso wieder ausgestoßen wird. Unsere Körper und Gehirne müssen ständig mit Sauerstoff versorgt werden, um richtig zu funktionieren. Die richtige Atemtechnik hilft dabei, gesund und tauchtauglich zu bleiben. Durch Sauerstoff bleibt man wach, konzentriert und kann klar denken. Ein ausgewogenes Ein- und Ausatmen hilft, die eigene Position im Wasser beizubehalten, denn so hat man seine Tarierung besser im Griff.  Langsame, tiefe Atemzüge sind auch beruhigend: man neigt dazu, so zu atmen, wenn man entspannt ist oder sich ausruht.

Die heilende Kraft der richtigen Atmung

Egal, ob unter Wasser oder an der Oberfläche: die Atmung ist von zentraler Bedeutung für unser Wohlbefinden.  Nicht nur für unser unmittelbares Überleben, sondern auch für unsere körperliche und seelische Gesundheit. Vielleicht hilft das Tauchen beim Erlernen der richtigen Atmung, weil die Auswirkungen einer schlechten Atmung unter Wasser so viel offensichtlicher sind? Die Aussicht auf einen niedrigeren Luftverbrauch und eine bessere Tarierung sind sicherlich gute Gründe dafür, mehr zu üben!

Selbst wenn man nur über einen kurzen Zeitraum hinweg langsam und tief atmet, hat man die Möglichkeit den Geist zu entspannen und den Körper neu aufzuladen. Gibt es denn eine bessere Ausrede, abzutauchen und ein paar Luftblasen loszuwerden?


Über die Autorin:

Dr. Laura Walton ist klinische Psychologin und PADI IDC Staff Instructor mit einer Faszination für die Psychologie des Tauchens. Auf scubapsyche erfährst du mehr über unser Verhalten als Taucher.

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