Am 6. Oktober 1941 erreichte die SS Thistlegorm ihr letztes Ziel unter der Oberfläche des Roten Meeres. Fast 80 Jahre später, ist dieses legendäre Schiffswrack  einer der bekanntesten Tauchplätze der Welt.

Nur 18 Monate vor ihrem Untergang war das 4.898 Tonnen schwere, 128 Meter lange Dampfschiff der Albyn Line in Sunderland (England) gebaut worden. Thistlegorm ist das gälische Wort für „Blaue Distel“ – irgendwie ein tragisch-schöner Name, wenn man an ihr mit dem Meer verbundenes Schicksal denkt.

Die letzte Fahrt

Nach mehrere Handelsfahrten nach Amerika wurde die Thistlegorm im Juni 1941 mit einer 120 mm-Flugabwehrkanone und einem schwerkalibrigen Maschinengewehr ausgestattet und dann ausgesendet, um die 8. britischen Armee inmitten des Zweiten Weltkrieges mit Nachschub zu versorgen. Von Glasgow (Schottland) aus machte sich die Besatzung in einem Konvoi aus 16 Schiffen auf den Weg in Richtung Alexandria (Ägypten). Dabei wurde ein Umweg entlang der südafrikanischen Küste gemacht, um den Feinden im Mittelmeer aus dem Weg zu gehen.

12.000 Meilen später und nach zwei Wochen vor Anker in Sha’ab Ali ließen zwei deutsche Flugzeuge nachts um 1:30 Uhr Bomben in den Laderaum 4 fallen, die eine Kettenreaktion mit den geladenen Waffen auslösten und die Thistlegorm auseinander rissen. Sie sank in weniger als zehn Minuten.

Die HMS Carlisle, die neben ihr vor Anker lag, konnte alle bis auf neun Besatzungmitglieder retten. Der Kapitän wurde mit einem Orden ausgezeichnet, ein Seemann erhielt Medaillen dafür, dass er einen anderen gerettet hatte und im Anschluss an die Tragödie wurde das Wrack zum Kriegsgrab ernannt.

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Tauchruhm

Fast 15 Jahre später wurde die Thistlegorm von Jacques Cousteau zwar wiederentdeckt, aber erst in den 1990er Jahren und nach der Entwicklung von Sharm-el-Sheikh als Reiseziel wurde für sie so viel Werbung gemacht, dass aus dem lokalen Geheimtipp einer der berühmtesten Tauchplätze der Welt wurde.

Heute ist das Wrack ist ein Paradies für Entdecker und alle, die sich für Kriegsgeschichte interessieren. Neben dem Schiffspropeller und den Kanonen ist vor allem die intakte Ladung interessant, die aus Motorrädern, LKWs, UC-MKII-Panzern, Gewehren, Flugzeug- und Radioteilen, Gummistiefeln, reichlich Munition und zwei Dampflokomotiven besteht, die auf die beiden Seiten des Wracks gesprengt wurden.

Und dann sind dann noch die Meeresbewohner wie Thunfische, Barrakudas, Rotfeuerfische, Muränen, Süßlippen, Fledermausfische und Steinfische. Auf den Decks sollte man nach Krokodilfischen Ausschau halten und im weiten Blau nach Karettschildkröten.

Thistlegorm deck

Der Bug und das Mittschiffsteil stehen aufrecht, das Heck ist abgetrennt und um 90 Grad gedreht. Das Thistlegorm Project bietet hierzu eindrucksvolle 3D-Karten und Touren an. Es lohnt sich hier unbedingt mehr als einen Tauchgang zu machen. Am besten ist es, man macht an der Außenseite einen Tauchgang zur Orientierung und danach einen zweiten zur Erkundung der Laderäume und ihrer Ladung. Die Strömungen können hier sehr stark sein und eine sehr gute Tarierung ist daher extrem wichtig. Aus diesem Grund erwarten Tauchanbieter meist mindestens ein PADI Advanced Open Water Brevet und mehr als 20 geloggte Tauchgänge. Außerdem ist das PADI Enriched Air Nitrox Spezialkurs-Brevet hier zwar nicht Pflicht, aber doch äußerst nützlich.

Willst du zur SS Thistlegorm tauchen? Geh auf die PADI Travel Webseite und buche eine Reise zum Roten Meer.

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