Wer bei Landtauchgängen kompetent und selbstbewusst ist, dem öffnet sich eine besondere Tauchwelt – wo immer man sich auch dazu entscheidet abzutauchen, die Techniken für Landtauchgänge sind dieselben. Man muss die Tauchbedingungen vor Ort verstehen, braucht möglicherweise eine besondere Ausrüstung und muss darauf richtig vorbereitet sein, um sicher ins Wasser und wieder heraus zu steigen. Obwohl ich Tauchsafaris liebe, weil man an entlegene Orte reist, waren einige der besten Tauchgänge, die ich bisher gemacht habe, vom Ufer aus. Und die Unterwasser-Naturforscherin in mir weiß es ganz besonders zu schätzen, immer wieder und zu jeder Tages- und Nachtzeit am selben Ort tauchen zu können.
Wenn du dich für dein nächstes Tauchresort entscheidest, dann frage auf jeden Fall nach dem Hausriff. Oft sind Bootstauchgänge nur ein paar Mal am Tag geplant, aber das Hausriff hat wahrscheinlich rund um die Uhr für dich geöffnet. Ich habe die Paarung von Tintenfischen, fressende Anglerfische, das Laichen von Korallen und so viele andere großartige Verhaltensweisen gefilmt, als ich vom Ufer aus tauchen war. Doch viele Taucher unterschätzen die Möglichkeiten, die ihnen Landtauchgänge bieten.
INFORMIERE DICH VORHER
Bevor du zu einem Landtauchgang aufbrichst, sei es nun bei dir um die Ecke oder an einem exotischen Reiseziel, solltest du vorher ein bisschen zu den Bedingungen dort recherchieren. Welche Einrichtungen gibt es vor Ort? Solltest du dir eine Fahrgemeinschaft suchen? Gibt es im Notfall Mobilfunkempfang? Lade dir Apps für Informationen zu den Gezeiten, Wind und Wetter herunter, die dir bei der Einschätzung der Bedingungen helfen. Für beliebte und sogar für entlegene Tauchplätze gibt es oft Online-Karten. Informiere dich über die Bedingungen am Tauchplatz und mögliche Gefahren, um dich geistig und körperlich auf deine Landtauchgänge vorzubereiten. Achte besonders auf Informationen über Gezeiten und Strömungen. Die Tauchbedingungen ändern sich mit den Jahreszeiten – achte also auf die Jahreszeit.
Der Mondzyklus beeinflusst die Gezeiten jeweils zu verschiedenen Zeiten des Monats und des Jahres. Es gibt mehr als 75 dokumentierte lokale Tauchplätze im Pazifischen Nordwesten, in Florida, Kalifornien und in anderen Regionen der Welt. Und überall gibt es eine Fülle von Tauchmöglichkeiten das ganze Jahr über und für Taucher jeder Ausbildungs- und Erfahrungsstufe.
Einige Ufer-Tauchplätze eignen sich am besten für Anfänger. An anderen muss man bei Tauchgängen mit Stauwasser, Ebbe oder Flut rechnen. Wenn du in ein Resort mit einem tollen Hausriff gehst, dann beachte dort bei deinen Landtauchgängen dein Tauchniveau. Als Anfänger solltest du auf Nummer Sicher gehen. Ich empfehle, immer wenn du unter neuen Bedingungen und an neuen Tauchplätzen tauchen gehst, einen Discover Local Diving-Kurs zu machen. Engagiere für deinen ersten Landtauchgang an einem neuen Ort einen lokalen Tauchprofi und mache vielleicht einen besonderen Navigationskurs.
AUSRÜSTUNG UND SICHERHEIT
Erstelle für deinen Landtauchgang eine Checkliste mit der Tauchausrüstung, die du brauchst, d. h. einschließlich Tauchflaschen, Blei, Tarierweste, Regler, aufgeladener Computer, Taucherlampen, Maske, Flossen, Schnorchel, Füsslinge, Sauerstoff-Kit, Tauchflagge, Kompass und Oberflächenbojen. Wenn du deine Ausrüstung ins Wasser und wieder herausträgst, empfiehlt es sich auch Füsslinge zu tragen und so deine Füße vor Felsen, Seeigeln und anderen unvorhergesehenen Gefahren zu schützen.
Außer deinem Ersatzteil-Kit solltest du jeweils Ersatz für deine Pressluftflasche, deinen Regler, deinen Computer, deine Maske/deinen Schnorchel und deine Flossen sowie zusätzliches Blei dabeihaben. Ich habe nicht nur Ersatz-O-Ringe, Mundstücke und Tarierwestenventile dabei, sondern eine ganze zusätzliche Tauchausrüstung (bis auf einen zweiten Anzug). Ich habe schon erlebt, dass Flaschenventile während eines Tauchgangs aufgingen, Masken zerbrachen, Schläuche und alternative Luftversorgungen ausgewechselt werden mussten und, dass ein Tauchpartner ein wichtiges Teil seiner Ausrüstung schlicht vergessen hatte. Tauchwerkzeug hat schon viele Taucher am Strand gerettet. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, bei Landtauchgängen auf große und kleinere Ausrüstungsprobleme vorbereitet zu sein. Das Schlimmste (oder Beste), was passieren kann, ist, dass meine Ersatzausrüstung nicht zum Einsatz kommt. Aber ich bin immer und auf jede Situation vorbereitet.
Kleide dich dem Wetter entsprechend. Im Sommer verwende ich riffschonendes Sonnenschutzmittel und trage Sonnenhut und Brille, aber ich nehme auch eine Jacke mit, falls sich das Wetter ändert. Sei im Herbst und Winter auf Regen oder Schnee vorbereitet. Wichtig ist, dass man weiß, was man vor, während und nach einem Tauchgang anziehen sollte, um eine Unterkühlung und einen Hitzschlag zu vermeiden. Viele Taucher, die Landtauchgänge machen, bauen ihre Fahrzeuge aus und bringen Markisen und Frischwasserduschen an. Sorge dafür, dass alle wissen, wo du dein Sauerstoff-Kit für Notfälle aufbewahrst und wie man den Rettungsdienst alarmiert. Erstelle für jeden Tauchplatz an der Küste einen Notfallplan. (Beim PADI Rescue Diver Kurs lernst du, Taucher-Notfälle zu verhindern und im Notfall richtig zu handeln.) Wenn du ohne Unterstützung vom Ufer aus tauchen gehst, dann suche dir einen Nichttaucher, der versteht, was bei einem Tauchnotfall zu tun ist. Ich rufe einen Nichttaucher an, bevor ich ins Wasser gehe und informiere ihn über unseren Tauchplan. Und sofort, wenn ich aus dem Wasser steige, melde ich mich wieder bei ihm. Hinterlege in deinem Smartphone die Kontaktdaten von DAN.
EIN- UND AUSSTIEG
Sobald du deinen Tauchplatz erreicht hast, solltest du damit beginnen, die Bedingungen zu beobachten. Wellen kommen in Gruppen, in sogenannten „Sets“. Wenn es eine Brandung gibt, ist es besser bei einem kleinen Set ins Wasser zu gehen bzw. wieder herauszukommen. Starke Winde haben unter Wasser keinen Einfluss auf dich, sie können aber Oberflächenströmungen und -bedingungen beeinflussen. Kommt oder geht die Flut? Wo sind der Einstieg und der Ausstieg ins Wasser am sichersten? Gibt es Bootsverkehr? Je nachdem, wie die Tauchregeln vor Ort aussehen, solltest du, wenn du in Gewässern mit Bootsverkehr ein- und aussteigst, eine Tauchflagge und/oder eine Oberflächenboje bei dir haben.
Behalte während des Zusammenstellens deiner Ausrüstung immer die Bedingungen im Auge. Hole deinen Kompass raus und überprüfen alle deine Kompasskurse. Sorge dafür, dass du weißt, welcher Kompasskurs dich ins tiefere Wasser führt und welcher umgekehrte Kurs zurück ans Ufer.
Behalte während des Tauchgangs deinen Kompass und natürliche Navigationspunkte gut im Auge. Schaue am Ufer hoch und runter. So kann man im Vorfeld viel über den Tauchplatz erfahren. Wo ist der Sand, wo die Felsen, das Riff? Hole deine Online-Tauchkarte heraus. Erkennst du die Aus- und Einstiegsstellen? Wenn du zum ersten Mal an diesem Tauchplatz tauchst, dann schaue ihn dir mit deinem Kompass und deinem Tauchpartner vorab genau an. Erstelle deinen Tauchplan basierend auf den aktuellen Bedingungen.
Hole deine Schreibtafel heraus und notiere dir wichtige Kompass-Navigationspunkte. Entscheidet, wer navigieren wird, und einigt euch darüber, mit welchem Ziel ihr taucht.
Egal, ob du Anfänger oder Fortgeschrittener bist, sei dir klar darüber, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, wenn man mehr üben will. Je mehr Erfahrungen wir sammeln, desto besser werden unsere Fertigkeiten und desto mehr Selbstvertrauen und Spaß haben wir.
PROFI-TIPP
Bei Landtauchgängen verlasse ich nie ohne Flossenhalter das Haus. Er besteht aus Schnelltrennbändern, mit denen man seine Flossen und/oder andere kleine Ausrüstungsgegenstände an der Tarierweste befestigen kann. Im Handel sind sie schon für 8,95 Euro erhältlich. Sie sind besonders hilfreich, wenn man im Wasser oder an der Oberfläche eine Kamera, einen Unterwasser-Scooter oder zusätzliche Ausrüstungsteile dabeihat.
Dieser Artikel erschien als erstes in der April-Ausgabe von 2021 des Scuba Diving Magazins. Weitere Informationen findest du unter scubadiving.com.
Text und Fotos von Annie Crawley