Die folgenden Szenarien basieren auf echten Tauchunfällen, die von Divers Alert Network (DAN) dokumentiert wurden.
Verlust des Bleigürtels führt zu Blitzaufstieg
Am Ende eines Tauchgangs verlor eine Taucherin völlig unerwartet ihren Bleigürtel und begann aus 6 Metern Tiefe rasant an die Oberfläche aufzusteigen. „Ich atmete aus, lies so schnell wie möglich Luft aus meinen Trocki ab und versuchte mich so breit wie möglich zu machen, um mich abzubremsen. Mein Tauchpartner versuchte, mich festzuhalten, aber ich zog ihn nur auch mit mir nach oben“, berichtete die Taucherin.
Das Buddy-Team brach den Tauchgang ab und schwamm ans Ufer. Glücklicherweise wurde weder die Taucherin noch ihr Tauchpartner verletzt.
Anmerkungen von DAN:
Ein verlorener Bleigürtel muss nicht unbedingt zu einem schnellen unkontrollierten Aufstieg führen. Viel Blei auf einen einzigen Gürtel zu verteilen, das bedeutet alles auf eine Karte zu setzen. Es kann auch die Spannung auf die Gürtelschnalle erhöhen und dazu führen, dass sie sich unerwartet öffnet.
Positiv war, dass die Taucherin versucht hat, sich breiter zu machen, um langsamer aufzusteigen. Angesichts eines unkontrollierten Aufstiegs war das das Beste, was sie tun konnte und hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass der Unfall nicht ein schlimmeres Ende nahm.
Wenn die Taucherin eine Tarierweste mit integriertem Blei gehabt hätte, dann hätte sie das Blei auf verschiedene hintere Taschen (die man nicht abwerfen kann), auf einen Bleigürtel und die zwei integrierten Taschen verteilen können. Auch mit Stahltanks und Bleigeschirren kann man sein Blei auf verschiedene Stellen verteilen.
Unkontrollierte Anstiege sind relativ selten, aber wenn es dazu kommt, dann muss jeder Taucher an die erste Tauchregel denken: Niemals die Luft anhalten!
Versierter Taucher verhindert unkontrollierten Aufstieg
Ein Taucher stieg beim Tauchen an einem neuen Tauchplatz plötzlich rasant auf. Dies geschah während des ersten Tauchgangs des Tages bei unerwartet starker Strömung. Hier berichtet der Retter des Tauchers, was geschehen ist:
„Ich tauche regelmäßig mit einer kleinen Gruppe erfahrener Taucher von einem privaten Boot aus. Wir sind Teil einer Gruppe auf Meetup.com und manchmal kommen noch andere Leute mit zum Tauchen. Ein Taucher mit einem Advanced Open Water Brevet und ca. 30 Tauchgängen kam nach der Arbeit mit uns zu einem Tauchgang ans Wrack der Jim Torgerson (RSB-1). Die Strömung war so stark, dass einige der Taucher, die den Tauchplatz gut kennen, sich darüber beschwerten.
„Der neue Taucher hatte schwer zu kämpfen, als er mit seinem Tauchpartner an der Ankerleine abstieg. Nachdem ich nur ein paar Minuten getaucht war, hörte ich das schnelle Klopfen an einer Tauchflasche und ein anderer Taucher zeigte auf den neuen Taucher, der weit entfernt von der Ankerleine aufstieg. Seine Tarierung war schlecht und er wurde immer schneller.
„Ich tauchte mit einem Unterwasserscooter (SS Minnus DPV) und konnte daher schnell zu ihm hinauf und ihn an die Ankerleine zurückholen. Wenn ich ihn nicht hätte fassen können, hätte er einen unkontrollierten Aufstieg gemacht und wäre inmitten der Strömung aufgetaucht. Dann hätte er es nie alleine zum Boot zurückgeschafft.“
Anmerkungen von DAN:
Das war ein typisches Beispiel dafür, was passieren kann, wenn ein Taucher einen Tauchgang macht, der seine Ausbildung und seine Erfahrung übersteigt. Informelle Tauchgruppen neigen dazu solche Probleme zu übersehen, weil sie die Autonomie und Freiheit der anderen respektieren wollen. Obwohl aber jeder Taucher für sich selbst verantwortlich ist, hätte ein Tauchunfall auch Auswirkungen auf alle anderen. Daher haben alle Taucher in einer Gruppe das Recht, die Fähigkeiten der anderen zu kontrollieren. Das ist nicht unhöflich, das gehört zu einer sicheren Tauchkultur. Buddyteams, bei denen sich die Taucher nicht kennen, bekommen oft Probleme. Das war auch hier der Fall.
Damit das Buddysystem funktioniert, müssen Taucher vor dem Tauchgang Regeln festlegen, die Fertigkeiten des anderen Tauchers kennen und sich auf einen gemeinsamen Tauchplan einigen. Wenn in einer so starken Strömung getaucht wird wie hier, dann ist ein Buddycheck an der Oberfläche vor dem Abstieg oft nicht möglich. Umso wichtiger ist es, sich vor dem Tauchgang richtig abzusprechen und alles gut zu überprüfen.
Der andere Taucher aus dieser Gruppe hat diesem unerfahrenen Taucher wahrscheinlich das Leben gerettet. Die erfahrenen Taucher in informellen Gruppen sollten nicht nur unter sich bleiben. Zum Wohle der ganzen Gruppe sollten sie stattdessen von sich aus gute Ratschläge geben.