Die Meeresbrise ließ den grauen Samt des Morgens über meine Wange gleiten, als wir auf einer stillen Straße in Avalon in Richtung des Piers spazierten. Bob Taradash und ich liefen mit unserem Open Water-Schüler Bryan Anderson, einem dreifach amputierten Irakveteranen, in Richtung Meer. Bob und Bryan verband eine Geschichte. Er war der kommandierende Offizier des jungen Soldaten im Irak. Ich hatte Bryan erst ein paar Tage zuvor kennengelernt und fand, dass er ein geselliger Typ war, der allem, was er tat, eine gewisse Fröhlichkeit verlieh. Er hatte mich beim Training im abgegrenzten Gewässer mit seiner Konzentration und Ausdauer beeindruckt. Da ihm die linke Hand und beide Beine oberhalb des Knies fehlten, war er kein durchschnittlicher Schüler. Er eignete sich die Kursfähigkeiten mit einer Geschwindigkeit an, die ebenso ungewöhnlich war.
Doch während er auf das Boot wartete, wurde es still um Bryan. Die Angst vor den ersten Tauchgängen im wilden Ozean ist fast schon ein Initiationsritus. Und ich muss zugeben, dass es mein Herz erwärmte, als ich Bryan in dieser ersten Phase einer Erfahrung beobachtete, die uns alle als Taucher verbindet. Aus Erfahrung wusste ich, dass er bis zum ersten Kontakt mit dem Wasser immer nervöser werden würde. In der Tiefe würde er sich dann beruhigen, bis er letztlich auftauchen und seine Nervosität einem unglaublichen Glücksgefühl weichen würde. Die Beobachtung dieses Moments wäre meine ganz persönliche Belohnung.
Tauchen ist ein transformativer Sport. Diese ersten Atemzüge unter Wasser führen die Schüler in eine exklusive Gesellschaft von modernen Entdeckern ein, die einige der letzten wirklich verborgenen Wunder unseres Planeten erleben. Nachdem ich jahrelang Taucher trainiert habe, von denen viele körperliche und kognitive Probleme hatten, die sie zu etwas Besonderem machten, habe ich gelernt, diesen Moment der Verwandlung als einen der seltenen Fälle von echter Magie im Leben anzusehen. Er kann nicht erzwungen werden. Wie alles von wahrer Schönheit kann er nur mit Hingabe zum Erblühen gebracht werden. Das Geheimnis, so habe ich herausgefunden, besteht darin, niemals zu definieren, was ein Schüler kann oder nicht kann. Stattdessen ist es die Aufgabe des Lehrers, einen sicheren Ort zu schaffen, in dem die Schüler ihre eigenen Fähigkeiten entdecken können. Denn wahre Transformation ist nicht das Überwinden von Grenzen, sondern die Erkenntnis, dass die einzigen wirklichen Grenzen die sind, die wir uns selbst setzen.
Bryan hat den Beweis für diese Maxime erbracht. Das Boot ankerte an einer flachen Stelle, geschützt vor den Wellen, die an der Küste entlang galoppierten. Bryan rüstete sich neben Bob aus, und nach dem Sicherheitscheck vor dem Tauchgang sprangen wir alle in die einladende See. Mit großen Augen schlich er sich die Abstiegslinie hinunter. Während wir knapp über dem Meeresgrund schwebten, führten wir unsere wenigen Übungen aus und begannen eine langsame Tour entlang des felsigen Riffs. Seine Schwimmzüge waren zunächst zaghaft, als ob er hinter jeder Biegung eine getarnte Herausforderung zu erwarten hätte. Langsam, wie ein verkrampfter Muskel, der sich entspannt, fand er seine Ruhe und blickte bald mit unverhülltem Staunen in die Spalten des Riffs.
Als wir zum Boot zurückkehrten, fand Bryans sprudelnde Aufregung ein begeistertes Publikum, als er jedes Detail seines ersten Open Water-Tauchgangs erzählte. Nach dem zweiten Tauchgang des Tages war er ganz aufgeregt, als er und Bob über die Tauchgänge sprachen, die sie nach der Zertifizierung gemeinsam unternehmen würden. Ich für meinen Teil schwelgte in prickelndem Enthusiasmus, während ich beobachtete, wie sich das Meer an unserem Kiel teilte.
Das Tauchen ist eine Art Alchemie. Es nimmt sich jedem an, der es probieren möchte, und verwandelt sie oder ihn unabhängig von körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten und durch eine Mischung aus Abenteuer, Übung und Geduld in eine stärkere und mutigere Person. Es weckt die kindliche Ehrfurcht in unseren Herzen. Bryan hatte viele dieser Eigenschaften in Hülle und Fülle, aber als er im Heck des Bootes saß und sich im Glanz seines Triumphes sonnte, sah ich, wie selbst der unglaubliche Bryan Anderson noch ein wenig unbezwingbarer wurde. Ich sah, wie er ein Taucher wurde.
Dieser Artikel wurde von Robert Currer geschrieben.
Robert Currer ist Course Director, Regional Training Consultant und Instructor Examiner für PADI. Er taucht seit fast zwei Jahrzehnten auf der ganzen Welt. Zu seinen Lieblingstauchgängen gehören jedoch immer noch seine Erfahrungen als Lehrer für adaptives Tauchen.