Etwas Seltsames passierte, als der letzte Taucher nach dem abschließenden Tauchgang des Tages die Leiter des Tauchboots erklomm. Er blickte noch kurz ein Mal mit seiner Tauchmaske unter die Oberfläche, um einen letzten Blick auf die Unterwasserwelt zu erhaschen und stieß aufgeregt aus: „Hey! Unter uns ist ein riesiger Hai!“ – Tumult. Halb bekleidete Taucher suchten hektisch nach Masken, Schnorcheln, Kameras und Flossen und stürzten sich ins Wasser. Erschrocken schoss der Hai davon.
Was ich interessant an diesem „Hinrennen anstatt Wegrennen“-Verhalten der Taucher finde, ist die Gegensatz zur generellen Wahrnehmung und dem Verhalten gegenüber Haien. Am Strand, zum Beispiel, würde man dies so nicht erleben. Strandbesucher neigen eher dazu, aus dem Wasser zu flüchten, seit Der Weiße Hai die Haie fürchtende Bevölkerung vom Strand und aus dem Meer verscheucht hat.
Tatsächlich ist es eine Urangst, die uns wie kaum eine andere innewohnt. Es ist die zutiefst menschliche Angst, die auf dem Gefühl beruht, zur Beute zu werden und die unseren Überlebensinstinkt anspricht. Einigen Quellen zufolge wurden in Der Weiße Hai die falschen Vorstellungen von Haien so stark überzeichnet, dass die Nachwirkungen hoch heute, über 40 Jahre später, spürbar sind. Über die Jahrzehnte haben sich Taucher dieser Urangst gestellt und sie besiegt. Im Großen und Ganzen können sie Haie nicht besser verstehen, als die meisten Menschen, aber eine packende Faszination genießen, wenn sie während eines Tauchgangs einem Hai im Wasser begegnen. Ein erfüllender Teil unserer Entwicklung als Taucher ist das Überwinden der Urangst vor Haien, die fast allen Menschen innewohnt.
Als Taucher weißt du, dass Haie sowohl für die Wirtschaft als auch für gesunde Meere wichtig sind und dass es pro Jahr weltweit durchschnittlich fünf tödliche Haiangriffe auf Menschen gibt, während Menschen im selben Zeitraum etwa 125 Millionen Haie töten.
Als Raubtiere an der Spitze der Nahrungskette mit bestens angepasster Form und Funktion sind Haie wundersame, schöne Fische, die wir gerne betrachten.
Die Shark Week als Gelegenheit
Ich schreibe darüber, weil am 9. August die 32. Shark Week im Discovery Channel beginnt. Die Ausstrahlungen haben etwa 40 Millionen Zuschauer und bieten dir und mir Gelegenheit, als PADI Torchbearer tätig zu werden. Auch wenn einige Sendungen etwas sensationslustig gestaltet sind, ist meiner Meinung nach alles hilfreich, was das Interesse der Menschen für die Unterwasserwelt weckt und sie darüber informiert. Hier sind einige Methoden, wie wir die Shark Week nutzen können:
1. Informiere Freunde und Bekannte über die sozialen Medien und persönlich, dass du als PADI Taucher und Torchbearer Sendungen der Shark Week anschauen wirst. Damit weckst du Interesse am Zuschauen und daran, etwas über die Unterwasserwelt zu lernen – und du weist darauf hin, dass du eine realistische Sichtweise hast, von man lernen kann. Poste Kommentare zu den ausgestrahlten Sendungen – was du gut findest, was realistisch ist, was übertrieben dargestellt wurde und über deine eigenen Begegnungen mit Haien. Denke daran, dein örtliches PADI Dive Center und deinen Instructor zu taggen, damit sie mitposten können. Du kannst damit rechnen, dass viele Menschen ihre Sichtweisen und Meinungen abgeben. Selbst wenn sie nicht deiner Meinung sind, sind diese Diskussionen meistens eine positive Art, Aufmerksamkeit zu wecken.
2. Sei offen für Fragen. Wundere dich nicht, wenn Freunde dich als Taucher zum Tauchen und zur Gelegenheit, Haie zu sehen, befragen. Haie leben in allen Meeren, wenn du also nicht weit reisen kannst und deine lokalen Tauchplätze am Meer liegen, besteht immer die Chance, Haie zu sehen – dein örtlicher PADI Tauchveranstalter bietet vielleicht sogar Haitauchgänge an. Es lohnt sich, selbst daran teilzunehmen und andere, die Haie direkt sehen wollen, darüber zu informieren. Sogar im Landesinneren werden die Leute daran interessiert sein, ihren örtlichen Tauchshop zu kontaktieren und PADI Open Water Taucher zu werden, damit sie beim Urlaub am Meer Haie sehen können. Zudem können PADI Resorts und Tauchcenter den AWARE Shark Conservation Spezialkurs standortunabhängig anbieten.
3. Sei bereit für die GROSSE Frage: Wie handhabst du deine Angst vor Haien? Eine US-Studie von 2015 ergab, dass die bedeutende Mehrheit der Menschen denkt, dass Haie geschützt werden sollten (ein Trend, der glücklicherweise weltweit wächst). Dennoch gab die Hälfte der Befragten an, sich vor Haien zu fürchten und fast 40% würden aufgrund dieser Furcht nicht im Meer schwimmen. Die Angst ist also verbreitet und hält viele Menschen unnötigerweise davon ab, eine enge Beziehung zum Meer und zum Tauchen aufzubauen.
Wenn dich jemand fragt, ob du dich vor Haien fürchtest, empfehle ich zu beschreiben, wie du dich fühlst und warum du so fühlst. Wir wissen, dass Haie erstaunliche, faszinierende und anmutige Geschöpfe sind, die durch die menschliche Angst und Ausbeutung gefährdet sind. Die eigentlich Bedrohten sind also nicht wir, sondern die Haie. Die weltberühmte Meeresbiologin Dr. Sylvia Earle sagte es so:
„Haie sind schöne Tiere und wenn du das Glück hast, viele von ihnen zu sehen bedeutet es, dass du dich in einem gesunden Meer befindest. Wenn du in einem Meer ohne Haie bist, hast du Grund dich zu fürchten.“
Seek adventure. Save the ocean.
Dr. Drew Richardson
PADI President & CEO