Es war im Sommer 1893, als der Franzose Louis Boutan als erster Taucher eine Kamera mit unter Wasser nahm. Sein Motiv war ein Taucher. Während der Pionierjahre des Tauchens waren das Spannendste an dieser fremden Welt die Menschen, die sie erforschten. Und Taucher waren das beliebteste Fotomotiv. Die heutigen Tauchfotografen aber haben in einer Zeit mit dem Tauchen begonnen, in der schon fast jeder tauchen kann. Und dabei hat die Faszination, Menschen unter Wasser zu zeigen, unweigerlich nachgelassen. Wir suchen uns jetzt lieber Meeresbewohner, Landschaften und Wracks als Motive aus. Das finde ich sehr schade.
Menschen mit in unsere Bilder aufzunehmen ist von unschätzbarem Wert, wenn wir unsere Welt auch Nichttauchern näherbringen wollen. Menschen zeigen, wie groß ein Motiv wirklich ist und erlauben es unserem Publikum auch, sich selbst in der gezeigten Situation vorzustellen.
TIPP 1: ES GEHÖREN IMMER ZWEI DAZU
Unterwasserfotografie ist in der Regel eine Solo-Aktivität. Wenn Taucher fotografiert werden, ändert sich das, weil diese Aufnahmen echte Teamarbeit erfordern. Tatsächlich hat das Modell oft die schwierigere Aufgabe.
Viel wichtiger als jede fotografische Technik ist es, dass diese Beziehung gut funktioniert. Also, sei immer dankbar – und habe Geduld – mit jedem Taucher, der bereit ist, für deine Bilder auf wertvolle Unterwasser-Zeit zu verzichten. Das bedeutet auch, dass du effizient arbeiten und dass deine Bildkomposition, Beleuchtung und Belichtung perfekt sein muss, bevor du ihn bittest, sich für dich Zeit zu nehmen.
Theoretisch sollten Menschen eines der einfachsten Motive unter Wasser sein. Sie sind groß,
schwimmen nicht davon und posieren so, wie du es willst. Wenn man jedoch einmal unter Wasser ist, kann man nicht sprechen und es kann unglaublich frustrierend und schwierig sein, selbst einfachste Ratschläge und Vorschläge zu vermitteln. Vereinbare vor dem Abtauchen einfache Signale für Bewegungen, Ausrichtungen und Augenlinien und kommuniziere sie deutlich und langsam. Für gute Aufnahmen von Personen muss man sowohl das große fotografische Zeug als auch eine Vielzahl kleiner Details (in Bezug auf das Modell) perfekt hinbekommen.
Unterwasserfotos von Tauchern werden unweigerlich immer mit Weitwinkelobjektiv gemacht. Aber die Wahl des genauen Objektivs kann schwierig sein. Alle Weitwinkelobjektive verzerren, jedoch verzerren Fisheye-Objektive noch mehr. Letztendlich können beide Objektivtypen nützlich sein (beide Bilder wurden hier einmal mit Fisheye-Linse und einmal unkorrigiert aufgenommen), besonders wenn man die Objektivverzerrung verwendet, um flacher zu werden. Die Detailarbeit beginnt vor dem Tauchgang, wenn sich der Taucher für seinen Beitrag zum Bild anziehen muss. Und dazu gehört auch die richtige Ausrüstung für die vorherrschenden Bedingungen und ihre richtige Konfiguration.
Eine komplett schwarze Tauchausrüstung ist vielleicht modisch, aber ein wenig Farbe verbessert deine Bilder – mit einem Rash Guard ist das ganz einfach. Oder auch mit Flossen. Lange Flossen verlängern den Taucher, so dass er eleganter wirkt als mit kurzen, starren Flossen. Hände und Arme können leicht merkwürdig aussehen – eine gute Lösung ist, dem Taucher etwas in die Hand zu geben, das er festhalten kann, also z. B. eine kleine Kamera oder eine Taschenlampe, die dem Bild auch helfen, eine Geschichte zu erzählen.
TIPP 2: DIE AUGEN MACHEN DEN UNTERSCHIED
Taucher sehen in Unterwasserfotos am besten aus, wenn sie entweder in der Nähe der Kamera und vollständig beleuchtet sind oder, wenn sie weiter entfernt sind und man nur ihre Silhouette sieht. Ein nur teilweise beleuchteter Taucher frustriert den Betrachter, weil er sich anstrengen muss, um Details zu erkennen. Und wenn du den Taucher beleuchtest, dann sind die Augen sein wichtigstes Merkmal.
Die Maske, bei der man die Augen am besten zeigen und ausleuchten kann, ist eine ovale, im Stil der 1960er Jahre. Moderne Masken mit einem Fenster statt mit zwei separaten sind am schmeichelhaftesten. Suche dir eine mit durchsichtigen Silikonrändern aus – so kommt Licht besser hinein.
Die Vorbereitung solcher Aufnahmen ist besonders für das Modell eine Herausforderung. Am einfachsten ist es, den Taucher anzuweisen, langsam hinter einem interessanten Vordergrundmotiv hervorzutauchen. Sag ihm, er soll sich zur Kamera drehen, aber in Richtung des Hauptmotivs des Bildes schauen. So lassen sich seine Augen deutlich fotografieren, während sein Blick das Interesse am Hauptmotiv noch verstärkt. Wenn er selbst das Motiv ist, dann sorge dafür, dass er nicht direkt ins Objektiv schaut. Sag ihm, er soll ein bisschen darüber hinweg schauen. Langsam schwimmen ist besser als schweben und führt zu einer schöneren Haltung. Wenn es Strömung gibt, versuche dein Foto so zu arrangieren, dass dein Modell hinein schwimmt. Haare schwimmen unter Wasser (nicht, dass ich damit Erfahrung hätte). Schwimmen hilft also dabei, dass es ordentlich aussieht.
Fotos von Tauchersilhouetten sind sowohl für das Modell als auch den Fotografen einfacher. Daher empfiehlt es sich mit dieser Art der Fotografie anzufangen. Und zwar auch deshalb, weil Taucher weniger unsicher sind, wenn sie wissen, dass sie nicht erkennbar sind. Am besten bittest du dein Modell, etwa 3 Meter über und vom Riff entfernt zu posieren, so dass du seine Silhouette vor einem Rahmen aus hellen Freiwasser einfangen kannst. Bei dieser Entfernung ist er klein genug, um gut in den Rahmen zu passen und weit genug entfernt, um nicht von deinen Stroboskoplicht beleuchtet zu werden. Taucher sollten parallel zur Kamera schwimmen und nicht auf sie zu und sie sollten sich möglichst parallel zum dominanten Teil des Rahmens befinden.
Vor dem Tauchgang lasse ich die Modelle immer sehen, wie weit meine Linse sieht und weise sie daraufhin, dass sie ihre Position anhand ihrer Spiegelung in der kuppelförmigen Linse selbst einschätzen können. Nimm dir während des Shootings Zeit, die Bilder auf deinem Display zu zeigen, damit sie verstehen, wie die Aufnahmen aussehen. Das ermutigt sie und ermöglicht es ihnen, Dinge zu korrigieren, die die Aufnahmen noch besser machen könnten.
Text und Fotos von Alex Mustard
ALEX MUSTARD ist ein preisgekrönter Fotograf, der auf der ganzen Welt taucht und einen Doktortitel in Meeresökologie besitzt.
Dieser Artikel erschien als erstes in der April-Ausgabe von 2021 des Scuba Diving Magazins. Weitere Informationen findest du unter scubadiving.com.