Von Alex Dawson

Sailfish South Africa

 

Ich war 21, als ich zum ersten Mal von den Kilometer langen Fischschwärmen hörte, die die afrikanische Küste entlang wandern und dabei von wirklich jedem Tier gejagt werden, das Sardinen auf seinem Speiseplan hat. Die BBC, National Geographic und jede größere Produktionsfirma hatte schon einen Dokumentarfilm dort gedreht und ehe ich endlich dorthin fuhr, hatte das Spektakel schon jahrelang auf meiner Wunschliste gestanden. Im Sommer 2013, nach mehr als 20 Jahren als Taucher, entschloss ich mich endlich, hinzufahren!

Nur, falls du es noch nicht erraten haben solltest: Ich spreche über den Sardine Run! Wo jedes Jahr Millionen von Sardinen aus den kalten Gewässern nahe der Antarktis die südöstliche Küste von Südafrika hinaufwandern.

 

South Africa coastline

 

Wenn es tonnenweise Nahrung gibt, dann sind Raubtiere da. Von Tölpeln über Delfine und Schwarzhaie bis hin zu Segelfischen und Buckelwalen treffen sich alle, um an diesem Festmahl teilzunehmen, dass nur wenige Seemeilen von der Küste entfernt stattfindet. In manchen Jahren gibt es so viele Sardinen, dass die Fischer an den Stränden einfach mit ihren Netzen ins Wasser laufen und die Fische nur so herausschöpfen!

Die Reise von meinem Zuhause in Europa nach Südafrika war sehr angenehm, denn da man in der gleichen Zeitzone bleibt, hatte ich keinen Jetlag.

 

South Africa sardine run liveaboard

 

Es gibt zwar viele Tauchausflüge zum Sardine Run, die vom Ufer aus starten, ich entschied mich aber dafür, das Spektakel von einem Tauchsafariboot aus zu erleben. Im Hafen von East London stiegen wir in den 86 Fuß langen Katamaran. Mit 12 Gästen und 6 Besatzungsmitgliedern war das Boot für die extremen Bedingungen, die uns auf unserer Reise erwarten konnten, gut gerüstet.

Das erste Mal hörten wir die Tauchenglocke schon, als wir gerade den Hafen verlassen hatten und aber immer noch in Sichtweite von East London waren. Während die Sonne unterging, ertönte die Stimme des Divemasters: „Macht euch für einen Probetauchgang bereit!“ Während wir uns fertig machten, raste mein Puls vor Aufregung. Wir hatten klare Anweisungen erhalten, nicht tiefer als 10 Meter zu tauchen und in einer großen Gruppe bei unserem Divemaster zu bleiben, da der Boden noch sehr viel tiefer lag. Ich war zum ersten Mal in Südafrika und musste immer daran denken, dass ich im Heimatgewässer des weißen Haies zu Gast sein würde!

Wir stiegen ins Wasser und als ich merkte, dass die Sicht mit nur ca. 2-3 Metern sehr begrenzt und das Wasser dunkelgrün war, bekam ich einen richtigen Adrenalinkick. Das hatte ich nicht erwartet.

 

Whales, Sardine run liveaboard

 

Der nächste Tag begann ganz unglaublich. Bei Sonnenaufgang beobachteten wir Buckelwale und nach wenigen Minuten sahen wir schon unsere erste Ansammlung von Tölpeln! Das ist das Zeichen für den Sardine Run, denn die Tölpel tauchen ins Meer ein, um von oben aus ahnungslose Sardinen zu fangen. Wir stiegen ins Wasser, waren dieses Mal aber leider zu langsam. Innerhalb weniger Minuten war alles vorbei. Marty, unser Divemaster, sagte uns, wir sollten unsere Tauchanzüge besser den ganzen Tag anlassen, wenn wir etwas zu sehen bekommen wollten.

 

 

Schon bald entdeckten wir die nächste Tölpel-Formation. Dieses Mal stiegen wir ins Wasser zu einem Baitball, der so groß war wie ein Minibus und den die Tölpel von oben aus angriffen. Ein Schule von Delfinen schwamm im Kreis um die Sardinen herum, um sie vom Ausbrechen abzuhalten, während sie sich abwechselnd bei den Sardinen bedienten. Tiefer unter dem Baitball wurden die Sardinen von Schwarzhaien bewacht, so dass sie auch in dieser Richtung nicht entkommen konnten. Während wir dieses Wunder der Natur beobachteten, schien die Zeit auf ganz eigene Art weiterzulaufen. Es schien mir, als wäre der Baitball sehr schnell verschwunden, vielleicht innerhalb von nur 15 bis 20 Minuten. Aber vielleicht war es auch länger.

 

Dolphins, sardine run liveabaord

 

Da wir auf einem Safariboot waren, hatten wir uneingeschränkt Zugang zum Sardine Run. Als eines nachts die See aber sehr rau war und es sich so anfühlte, als würde das Schiff gleich in zwei Teile zerbrechen, da war die Vorstellung schon beängstigend, dass wir zwar nur ein paar tausend Meter vom Ufer, aber eine 10-stündige Fahrt vom nächsten sicheren Hafen entfernt waren.

 

Bait Ball South Africa Liveaboard

 

Der Sardine Run dauert in der Regel von Mitte Juni bis Mitte Juli, variiert aber von Jahr zu Jahr etwas. Am wahrscheinlichsten ist es, dass er zwischen East London und Aliwal Shoals stattfindet und dort gibt es dann an Land Lager, von denen aus man Tagesausflüge machen kann. Meistens fährt man für eine ganze Woche zum Schnorcheln und Tauchen dorthin.

Hier erfährst du mehr übers Tauchen in Südafrika.

Der Sardine Run steht bei vielen auf der Wunschliste und dieses Jahr gibt es dazu eine Limited Edition Brevekarte. Lies hier die Geschichte, die hinter der Karte steckt.


Author Bio 

Alex Dawson has been a PADI Dive Master since the mid-90s, served as a military diver, and dived all around the world. A self-taught underwater photographer, he started training in limestone quarries around Stockholm less than a year after his first dive. He now works as a professional commercial photographer and shoots for well-known brands. Underwater, Alex specialises in wreck and mammal photography. For more of his work be sure to visit his Instagram @alex_dawson_photography

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