Silfra

Nordeuropa

Aus Tauchersicht deckt Nordeuropa riesige Teile des Atlantischen Ozeans und der Nordsee ab und auch im Landesinneren gibt es jede Menge wunderbare Tauchplätze. Hier kommt eine Blitztour mit Informationen zu ein paar der fantastischen Tauchmöglichkeiten der Region. Alle diese Länder sind Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraums (Island und Norwegen sind keine EU-Mitglieder) und profitieren vom freien Personen-, Waren- und Dienstleistungsverkehr. Und mehr noch: sie teilen sich einige Weltklasse-Tauchplätze!

Island – Das Geheimnis von Silfra: Kristallklares Süßwasser

Ein ganz besonderer Ort auf Island hat bei der internationalen Tauchercommunity einen geradezu legendären Ruf. Dabei handelt es sich um ein vergleichsweise kleines geologisches Merkmal, bei dem allerdings Welten – und zwar wortwörtlich – aufeinander treffen. In den riesigen Spalten von Silfra wird das kristallklare Quellwasser von Islands zweitgrößtem Eisberg aufgefangen. Taucher können die Grenzen der Kontinente überwinden und gleichzeitig die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte berühren. Die Sicht kann hier mehr als 100 Meter weit sein und einer der schönsten Tauchplätze hier, der den äußerst treffenden Namen „Kathedrale“ trägt, ist einfach atemberaubend. In rund 20 Metern Tiefe taucht man 100 Meter weit an Steilwänden entlang. Das Wasser ist hier so klar, dass man als Taucher von einem Ende zum anderen sehen kann. Was man hier als Taucher erlebt, ist einzigartig und unvergesslich und jedem, vom lockeren Freizeittaucher bis hin zum Hard-Core-Tec-Taucher werden hier Weltklassetauchgänge geboten. Und dabei muss man anschließend noch nicht einmal seine Ausrüstung spülen.

Irland – Auf dem Wild Atlantic Way: Zwischenstopp einlegen und bei den Skellig Inseln tauchen

Wenn du einmal an einem Ort tauchen willst, der quasi ein Paradebeispiel für das Tauchen im wilden Atlantik ist, kannst du mit den Skellig Inseln nichts falsch machen. Die zwei Felsen ragen rund 16 km südwestlich der Spitze von County Kerry in Irland trotzig aus den Wellen des Atlantiks heraus. Auf kahlen Gipfeln sitzen uralte Klosterruinen und Tausende von Tölpeln stürzen sich bei ihrer Verfolgungsjagd der riesigen Makrelenschwärme kopfüber kreischend ins Meer. Unter Wasser geht die dramatische Szenerie weiter: Steilwände reichen weit über Sporttaucher-Grenzen hinaus in die Tiefe. Die Steilwände sind mit Teppichen aus faszinierend farbenreichen Anemonen und Schwämmen bedeckt und das klare Wasser des Meeres bietet eine Sicht von über 30 Metern. Kein geringerer als Jacques Cousteau schwärmte hier über das Leben im Meer. Und das zu Recht: Hier begegnest du großen Seelachsschwärmen, in den Spalten findest du Krustentiere in allen Formen und Farben und wenn die richtigen Bedingungen herrschen, dann kommen hier auch gerne mal Riesenhaie vorbei.

Großbritannien – Stoney Cove

Wenn du an einem sonnigen Wochenende einmal einen Ausflug nach Stoney Cove geplant hast (und das solltest du unbedingt mal tun),  dann sei besser früh da! Der Tauchplatz Stone Cove liegt mitten in Großbritannien und hat mehr als nur ein paar tolle Eigenschaften: er ist zuverlässig, leicht zugänglich und beliebt. Ein toller Ort um Kurse zu machen, gleichgesinnte Taucher zu treffen und am kühlsten Süßwassertauchplatz überhaupt zu tauchen. Und wahrscheinlich der einfachste Ort der Welt, um sich einen Ersatz-O-Ring zu besorgen. Auf der Karte des Tauchplatzes sind 26 verschiedene Sehenswürdigkeiten aufgeführt, vom Blowout-Preventer (BOP) einer Ölbohranlage (toll für „Berufstaucher“-Fotos) bis hin zum Wrack der Stanegarth, einem über 18 Meter langen Schlepper. Hier gibt es auch tolle Meeresbewohner: die Spitzenräuber sind hier große Hechte mit spitzen Zähnen (obwohl manche sagen, diese Ehre gebührt eher dem geheimnisvollen „Monster“, das hier sein Unwesen treibt) und bunte Barsche und Rotaugen. Und wenn dein Tauchgang zu Ende ist, dann bleib doch noch ein bisschen – du kannst dir sicher vorstellen, welche tollen Möglichkeiten es hier gibt, nach dem Tauchen noch nett zusammen zu sitzen.

Dänemark – Unterseeboot: Ein spektakulärer Tauchgang zur U-406

Wenn es dich auch nur ein kleines bisschen reizt, geheimnisvolle Wracks zu erkunden, dann buche dir dein Ticket nach Dänemark, ins (für manche) ungekrönte Königreich aller Wracks. Schätzungen zufolge liegen in den dänischen Gewässern über 10.000 Wracks und viele von ihnen sind noch nie betaucht worden. Ein ganz besonderes ist das Wrack eines russischen U-Boots der Foxtrot-Klasse, die U-406. 1994 sank die U-406 in der Nordsee in 27 Metern Tiefe, 22 Seemeilen nordöstlich von Hanstholm, angeblich aufgrund einer beim Abschleppen offen gelassenen Luke. Das U-Boot ist unglaubliche 91,5 Meter lang und liegt auf seiner Backbordseite. Hier gibt es jede Menge zu entdecken. Eigentlich sollte die U-406 ein Museum in Liverpool (England) werden, durch die offene Luke änderte sich jedoch ihr Schicksal. In ihren Rumpf wurden Löcher geschnitten, alle Umweltrisiken beseitigt und jetzt ist sie ein Museum nur für Taucher.

Norwegen – Unbeschreibliche Strömungstauchgänge

Strömungstauchen ist irre. Es gibt nicht Vieles, was mit dieser wahnsinnigen Aufregung konkurrieren kann, die man fühlt, wenn man nur aufgrund der Strömung über den Meeresboden „fliegt“. Saltstraumen befindet sich rund 10 Kilometer von der Stadt Bodø (Norwegen) entfernt und hat einige der stärksten Strömungen der Welt. Und für alle Eingeweihten ist das Tauchen hier jenseits aller Bestenlisten. Die Strömungen können hier schneller als acht Knoten werden und manchmal unterscheidet sich der Wasserstand des Fjords von dem des Meeres um bis zu einen Meter. All das Wasser zwängt sich durch eine drei Kilometer lange Straße, die nur 150 Meter breit ist. Die Bewegungen der riesigen sauerstoffreichen Wassermassen ziehen eine vielfältige Meeresfauna und -flora an und so ist dieser Ort auch dank einiger riesiger, hier einheimischer Köhler ein wahres Paradies für Unterwasserfotografen. Die starken Strömungen sorgen für tolle, aber schwierige Tauchbedingungen. Das ist ein Ort mit Tauchplätzen für Taucher aller Niveaus und mit hervorragender Sicht, der an manchen Stellen bis zu 60 Meter in die Tiefe reicht. Hier ist unbedingt fachmännischer Rat gefragt und die PADI Profis vor Ort passen deinen Tauchgang gerne an deine Fertigkeiten, Wünsche und Erfahrungen an.

Schweden – Super Landtauchgänge im Naturschutzgebiet von Kullaberg

Eine kurze Autofahrt von Malmö (Schweden) oder Kopenhagen (Dänemark) aus entfernt, in Richtung Norden, befindet sich ein kostbares schwedisches Kleinod:  An der Spitze der langen Halbinsel aus Granit, die Richtung Nordwesten ins Kattegatt hineinreicht, befindet sich das bei lokalen Tauchern sehr beliebte Kullaberg Naturschutzgebiet. Hier gibt es eine felsige, zerklüftete Küste voller Wälder und tiefer Schluchten. In den Gewässern vor der felsigen Küste gibt es reichlich Meeresbewohner:  Lachs und Kabeljau streifen durchs offene Meer und hinter fast jedem Vorsprung schaut ein Hummer hervor – die sind hier im Meeresschutzgebiet groß und fett und gedeihen ganz prächtig. Und als ob das nicht schon genug wäre, so hat die geografische Ausrichtung der Halbinsel außerdem noch zur Folge, dass man hier fast immer einen geschützten Tauchplatz finden kann und oft die Möglichkeit besteht, dass man ihn dann auch noch ganz für sich alleine hat. Plane einen ganzen Tag ein und wandere mit deiner Ausrüstung zu einem der vielen kleinen Stege oder Leitern, von denen du einfach und problemlos ins Wasser steigen kannst. (Oder melde dich bei einer Tauchbasis vor Ort und spare dir den ganzen Aufwand.) Die Tiefen erreichen hier 10–30 Meter und die Sicht ist oft gut, vor allem in den kälteren Monaten, wenn es nicht so viel Plankton gibt.

Finnland – Plus für Finnland: Weltklasse-Wracktauchen

Stell dir einmal ein klassisches Taucher-Schiffswrack vor. Einen feinen, eleganten Rahsegler mit drei Masten, gut erhalten, leicht zu erreichen und vollständig im Rahmen der Tiefengrenzen für Sporttaucher. Dann hör auf zu träumen und mach dich lieber auf den Weg nach Finnland, nach Mariehamn auf den Ålandinseln, denn dort findest du die Plus, die regelmäßig in die Top 10 der skandinavischen Wracks gewählt wird. Die Plus stammt aus dem Jahr 1885 und ist 90 Meter lang. Sie ging 1933 in Ufernähe unter und liegt jetzt in der Nähe des Hafens in 18-35 Metern Tiefe mit dem Bug nach unten. Rumpf und Deck sind intakt und die Masten liegen nicht weit entfernt auf dem Meeresboden. Die Plus ist ein sehr großes Wrack, an dem man mehrere, sehr unterschiedliche Tauchgänge machen kann. Das Beste dabei ist, sie ist nur eine von unzählig vielen großartigen Wracks in der Region.

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