PADI Open Water Scuba Instructor, Nadia Azizabadi hat sich einen Moment Zeit für uns genommen und erzählt uns davon, wie sie ihr Leben von einem Binnenland auf die Insel Tasmanien verlagert hat. Wir reden darüber, wie sie sich selbst das Schwimmen beigebracht hat und über ihre Arbeit, bei der sie ihre Liebe zur Unterwasserwelt mit erwachsenen Migranten und Flüchtlingen teilt.
Würdest du uns etwas über dich erzählen?
Ich heiße Nadia Azizabadi, ich komme aus Teheran im Iran und lebe nun seit über 6 Jahren in Tasmanien, das zu Australien gehört. Ich bin PADI Open Water Scuba Instructor, Forschungstaucherin, Girls That Scuba Ambassador, AUSTSWIM Instructor, im Nationalteam der weiblichen Unterwasserrugby-Mannschaft und Master Team Player im Unterwasser-Hockey.
Als ich in Australien ankam, konnte ich kaum schwimmen und der tiefe Bereich im Schwimmbad war mein persönlicher Albtraum. Ich habe dennoch jeden Tag geübt, begegnete Diskriminierung und habe mit viel Zeit und Geld falsche Ziele verfolgt, bevor ich meinen eigentlichen Weg gefunden habe.
Ich möchte Menschen dabei helfen, zu ihren eigenen Helden zu werden und mit meiner auf Migranten ausgerichteten Initiative für Schwimmunterricht „From Zero To Hero“ konnte ich diesen Wunsch verwirklichen. Ich glaube, dass der Schlüssel zu einer starken Gesellschaft nicht unbedingt ein höherer Migrantenanteil ist, sondern Migranten, die sowohl körperlich als auch geistig glücklich und gesund sind.
Wie erinnerst du dein erstes Taucherlebnis?
Bei meinem ersten Übungstauchgang war ich zum ersten Mal im tiefen Bereich eines Pools – ich war besorgt, aufgeregt, ängstlich und zugleich vergnügt. Jetzt, wo ich selbst Instructor bin, kann ich beurteilen, dass ich eine ängstliche Tauchschülerin war. Es kam sogar so weit, dass mein Instructor sagte: „Weißt du was? Gerätetauchen ist nicht jedermanns Sache!“. Dadurch wurde ich noch ehrgeiziger und wollte mir selbst beweisen, dass er Unrecht hatte.
Ich erinnere mich auch gerne an meinen ersten Nachttauchgang während meines Advanced Open Water Diver Kurses. Ich fand es beklemmend, ins dunkle Meer zu springen und war beim Einstieg richtig ängstlich. Ich dachte mir: „Wenn du am meisten Angst hast, packst du es an und machst den Schritt vorwärts – andernfalls solltest du nach Hause gehen und nie wieder kommen.“ Ich bin froh, dass ich mich damals für den Schritt vorwärts entschied, denn mittlerweile mache ich am liebsten Nachttauchgänge.
Was ist From Zero To Hero und was für einen Einfluss hat es deiner Meinung nach auf die Gemeinschaft?
From Zero To Hero ist eine Initiative, die sich speziell an erwachsene Migranten richtet und bei der sie Sicherheit im Wasser und Wassersportarten erlernen. Das Kursangebot reicht von Nichtschwimmerkursen bis zum Training für ambitionierte Wassersportler. Es gibt unter anderem Gerätetauchen, Freitauchen, Schnorcheln, Speerfischen und Unterwasserhockey.
Das Programm richtet sich an Flüchtlinge und andere Gesellschaftsgruppen, die sich ansonsten keinen Schwimmunterricht leisten könnten. Ich finde, dass das Wissen über die Sicherheit im Wasser nicht von der finanziellen Situation abhängen sollte. Kostenfreier Unterricht zur Sicherheit im und am Wasser ist wichtig, besonders auf einer Insel wie Tasmanien oder auf der großen Insel Australien.
Warum glaubst du, dass es wichtig für Menschen ist, ihrer Abenteuerlust beim Tauchen nachzukommen?
Ich persönlich habe beim Gerätetauchen viel fürs Leben gelernt. Während meines Open Water Diver Kurses habe ich gelernt, dass man bei allen Tauchnotfällen STOPPT, DENKT und HANDELT. Ich versuche das in meinen Alltag aufzunehmen.
Ich habe gelernt, dass ich bei einem Tauchgang vom Ufer aus, bei unruhiger See und hohen Wellen, meine Flossen anlege und meinen Atemregler im Mund habe, bevor ich mich ins Wasser begebe. Sobald ich dann abtauche, ist es schon gleich viel ruhiger. Diese Denkweise hat mir geholfen, mich meiner größten Angst zu stellen, voll ausgerüstet ins Wasser zu gehen, mich dann zu beruhigen und bewusst weiterzuatmen – und so zieht der Sturm vorüber.
Wie regst du, als Vorbild innerhalb deiner Gemeinschaft, Taucher dazu an, sich für die Umwelt einzusetzen?
Menschen lernen durch Beobachtung. Ich gebe mein Bestes, um Vorbild für Nicht-Taucher und Tauchanfänger zu sein. Meine Leitsprüche im „From Zero To Hero“ Programm sind „Sei der Held/die Heldin deiner Vergangenheit“ und „Sei der Wandel, den du in der Gemeinschaft sehen willst“. Sie verdeutlichen, dass alle Veränderungen von uns selbst ausgehen. Wenn jeder seinen Beitrag zur Gesellschaft leistet, führt das zu einer glücklicheren und gesünderen Gemeinschaft unter den Menschen und zu einer gesünderen Umwelt.
Und auch Unterwasser-Clean-Ups und Aktionen der PADI AWARE Foundation helfen dabei, das Umweltbewusstsein der Gemeinschaft zu schärfen.
Gibt es Absolventen deines Schwimmunterrichts, die mit dem Gerätetauchen angefangen haben?
In der ersten Phase des Programms, in Zusammenarbeit mit dem Migrant Resource Centre und finanziert von Healthy Tasmania, haben etwa 20 junge Flüchtlinge ihren PADI Discover Scuba Diving Kurs absolviert. Jetzt, wo ich PADI Open Water Instructor bin, bereiten sich einige meiner Schüler darauf vor, ihren Open Water Diver Kurs zu machen.
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