Von Laura Walton

Beim Abstieg hört man nur Luftblasen.  Vielleicht stellt man dabei dann fest, dass sich die Stille im Wasser bewegt und sie den Lärm aus unseren Köpfen vertreibt.  Das Geplapper wird immer weniger und wir können uns auf die Gegenwart konzentrieren und unsere Aufmerksamkeit auf den Tauchgang und die Umgebung lenken.  Manche Taucher sagen, dass man sich glücklicher und gesünder fühlt, wenn man taucht. Und viele sagen, dass Tauchen ihre Therapie ist.  Ein Grund dafür ist vielleicht, dass das Wasser die Art und Weise verändert, wie wir reden und denken.

Das Sprachproblem

Sprache kann nützlich sein, weil man sie dazu nutzen kann, Dinge zu erklären und zu planen. Aber wir können sie auch gegen uns selbst verwenden.  Worte für etwas zu haben, das in der Vergangenheit geschehen ist, führt dazu, dass wir über die Dinge grübeln, die wir getan haben oder hätten tun sollen.  Weil wir in der Lage sind, uns selbst Geschichten über die Zukunft zu erzählen, können wir uns über Dinge Sorgen machen, die vielleicht nie eintreten werden.  Psychologische Studien haben gezeigt, dass über zwei Drittel unserer Gedanken negativ sind! Wir kritisieren uns oft in unseren Gedanken und halten an Geschichten fest, die uns nicht weiterhelfen.  Wir benutzen Sprache um zu vergleichen, zu beurteilen und zu beschimpfen. Und die Schäden, die wir anrichten, wenn wir mit uns selbst so sprechen, erkennen wir dabei nicht.

Entering the silent world

Flucht in die Unterwasserwelt

Schall bewegt sich nur schwer zwischen Luft und Wasser hin und her. Daher ist die Wasseroberfläche eine Grenze, dank der wir dem Lärm des Alltags entkommen können.  Gespräche müssen warten, weil wir nicht sprechen können, und wir haben keinen Zugriff auf unsere E-Mails.  Falls wir nicht gerade die Gebärdensprache beherrschen, sind wir plötzlich von jeglicher sprachlicher Kommunikation getrennt. Und so ist es nicht länger nötig, an den stressigen Geschichten festzuhalten. Mit Tauchzeichen und Schreibtafeln können wir zwar wichtige Informationen austauschen. Weniger wichtige verbale Unterhaltungen aber werden unterbrochen. Unter Wasser herrscht eine friedliche Stille, in der wir isoliert sind.

Es gibt keine Worte

Worte sind Etiketten, die wir verwenden, um mit anderen zu kommunizieren, und sie bilden die Gedanken in unseren Köpfen. Worte sind Verbindungen zu den Dingen um uns herum.  Wenn wir in die Unterwasserwelt eintreten, dann fehlen vielen von uns die Worte.  Beim ersten Tauchgang suchen wir nach Dingen, die wir kennen. Und viele Taucher haben nur einen sehr eingeschränkten Wortschatz, mit dem sie Farben und „Fische“ benennen können! Diese vorübergehende Trennung von unserer alltäglichen Sprache kann befreiend sein und unsere Gedanken von alten Vorurteilen hin zu Neuem und Unbelastetem hinführen.

Brain connections how scuba diving calms the mind

Unter Druck denken

Unser Denken und unsere Reaktionszeiten sind unter Wasser oft verlangsamt.  Denken geschieht durch Verbindungen in unserem Gehirn. Und es könnte sein, dass die Wirkung des Drucks in der Tiefe die Aktivität zwischen diesen Verbindungen verlangsamt.  Die verlangsamte geistige Aktivität lässt Gedanken möglicherweise verstummen.  Man muss sich aber darüber im Klaren sein, welche Auswirkungen das auf unsere Fähigkeit hat, unter Wasser bestimmte Aufgaben zu erfüllen.  Und wir reagieren darauf, indem wir unsere Tauchgänge so planen, dass sie in unserer Komfortzone bleiben und nicht zu viele Aufgaben enthalten. Wenn wir uns auf unseren Tauchgang konzentrieren, dann verschwinden unwichtige Sorgen oft in den Hintergrund.


Sprache ist wichtig für eine effektive Kommunikation. Aber, wenn wir unsere Worte dafür benutzen, um uns Sorgen über die Vergangenheit oder die Zukunft zu machen, dann greift das unsere psychische Gesundheit an.  Als Taucher haben wir die Chance, diese Worte an der Oberfläche zu zurück zu lassen. Und es zuzulassen, dass das Meer uns beibringt wie man anders denkt. Denn die stille Welt beruhigt den Geist.

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Über die Autorin

Dr. Laura Walton ist klinische Psychologin und PADI IDC Staff Instructor mit einer Faszination für die Psychologie des Tauchens. Auf scubapsyche erfährst du mehr über unser Verhalten als Taucher.

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